Martin Putschögl, 23. September 2012, 12:05

Südlich des Sees wird zuerst gebaut. Die orangefarbenen Linien an den gelben Flächen (das "Wohnquartier") markieren den Verlauf der Einkaufsstraßen, deren Läden von der "Aspern Seestadt Einkaufsstraßen Gmbh" verwaltet werden. Die blau markierten Flächen bilden das "Innovationsquartier", die braungrünen Gebäude sind der Gewerbebereich. Auf dem großen hellblau markierten Baufeld entsteht der Bildungscampus.

grafik: wien 3420

Südlich des Sees wird zuerst gebaut. Die orangefarbenen Linien an den gelben Flächen (das „Wohnquartier“) markieren den Verlauf der Einkaufsstraßen, deren Läden von der „Aspern Seestadt Einkaufsstraßen Gmbh“ verwaltet werden. Die blau markierten Flächen bilden das „Innovationsquartier“, die braungrünen Gebäude sind der Gewerbebereich. Auf dem großen hellblau markierten Baufeld entsteht der Bildungscampus.


Der Masterplan steht, aber Vieles in der künftigen Seestadt ist noch Thema von Gesprächen und Verhandlungen

Die Seestadt Aspern wird gebaut – aber wer baut sie? Wie wird sie aussehen, und wird sie „funktionieren“?

Die groben Eckdaten sind schnell umrissen: Der vom schwedischen Architekten erstellte Masterplan wurde im Mai 2007 vom Wiener Gemeinderat einstimmig beschlossen. Er sieht drei Bauetappen bis zum Jahr 2028 vor; ein möglichst breiter Nutzungsmix – Wohnungen für rund 20.000 Menschen sowie 20.000 Arbeitsplätze, davon 15.000 in Büros und 5.000 in Gewerbe, Bildung, Forschung & Entwicklung – soll vermeiden, dass die See- zur reinen Schlafstadt verkommt.

BIG und Gelup

Für Entwicklung und Verwertung der Seestadt ist die „Wien 3420 Aspern Development AG“ verantwortlich. Sie wurde 2004 als Tochter von Bundesimmobiliengesellschaft (BIG; 26,6 Prozent) und Wirtschaftsagentur Wien (73,4 Prozent; damals noch „Wirtschaftsförderungsfonds“) gegründet. Seit dem Jahr 2009 hält die „Gelup Gmbh“ die 73,4 Prozent, diese ist nun ein gemeinsames Tochterunternehmen von Wirtschaftsagentur, Vienna Insurance Group (Wiener Städtische Gruppe) und s Bausparkasse.

Das Management der Einkaufsstraße im Wohnquartier wurde an die „Aspern Seestadt Einkaufsstraßen Gmbh“ ausgelagert, die wiederum eine gemeinsame Tochterfirma von Wien 3420 AG und „Spar European Shopping Centers“ (SES) ist. Die Bauträger, die an dieser Straße bauen (siehe orangefarbene Markierung in der Grafik links), werden verpflichtet, die Erdgeschoßflächen von der Tochterfirma managen zu lassen. Es geht dabei um rund 4.000 Quadratmeter Verkaufsfläche.

„Spar“-Supermarkt ist fix

Dass einer der beiden geplanten Supermärkte ein „Spar“-Markt wird, darf angesichts der Partnerschaft mit dem heimischen Supermarkt-Konzern als fix gelten, wie Josef Lueger, Marketing- und Kommunikationsmanager der Wien 3420, sagt. Was die weiteren Shops betrifft, wird in den beiden Planungsbüros schon über den richtigen Mix nachgedacht. Generell will man kleine Einzelhändler gegenüber Ketten und Diskontern bevorzugen. Ermöglicht werden soll das unter anderem mit variablen Mietpreisen, die an die finanzielle Potenz der Geschäftsleute angepasst werden sollen.

Eher das andere Ende der Fahnenstange, was die Finanzkraft betrifft, fasst man auf der Suche nach Entwicklern für das „Innovationsquartier“ ins Auge. Dabei handelt es sich um das Areal südlich der künftigen U2-Endstation „Seestadt“, in dem sich auch das Plusenergiehaus „Aspern IQ“ befindet. Hier soll mit Hilfe eines Generalplaners eine Bebauung entstehen, „die den gesamten Nutzungsmix der Seestadt abbilden soll“, erklärt Wien-3420-Vorstand Claudia Nutz – sowohl Wohnungen als auch Büros, Gewerbe, Freizeiteinrichtungen, und auch das eine oder andere Hotel. Interesse bei Investoren sei vorhanden, heißt es, mehrere Flächen sind aber noch zu haben. Das gilt auch für das geplante Gewerbegebiet zwischen „Innovationsquartier“ und dem Opel-Werk im Süden. Hier soll es aber in den nächsten Wochen zur Vertragsunterzeichnung mit einem größeren Unternehmen aus der Fertigungsbranche kommen.

Polizei im „Stadthaus“, Feuerwehr im Norden

Was das geplante „Stadthaus“ betrifft, das genau zwischen Wohn- und Innovationsquartier sowie dem Hannah-Arendt-Park und dem Bildungscampus liegen wird, scheiden sich noch die Geister. Der Bauträger steht zwar in Kürze fest, welche Einrichtungen sich darin befinden werden, ist aber noch Gegenstand von Diskussionen.

Das Bezirksamt für den 22. Bezirk bleibt in Kagran, soviel steht fest. Zumindest für die Phase der ersten Besiedlung des neuen Stadtteils könnte es aber auch temporären Parteienverkehr im Seestädter Stadthaus geben, wird überlegt. Fix sind eine Polizeistation und ein Ärztezentrum, Stadt-Wien-Projektleiterin Christine Spieß wünscht sich dort aber gleich ein ganzes Gesundheitszentrum von der Gebietskrankenkasse.

Ob es umgesetzt werden kann, wird Gegenstand von Verhandlungen sein, so wie noch vieles Weitere in der Seestadt. Denn wenn der südliche Teil – die erste Etappe – fertig ist, kommt der Norden dran. Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) dafür startet im kommenden Jahr, ab 2017 könnte dann auch dort schon gebaut werden. (map, derStandard.at, 23.9.2012)

Zuletzt aktualisiert am 07.10.2012